Altenauer Wasserwirtschaft

Eyecatcher: Joch am Beginn des Aufschlaggrabens zur Altenauer Silberhütte.
Es ist eines der letzten Bauwerke der Altenauer Wasserwirtschaft.
Bereits 1911 wurde die Silberhütte stillgelegt. Das Bild zeigt den Zustand der Anlage im Dezember 2016.

Der Altenauer Bergbau ist bereits vor dem Jahr 1801 zu Ende gegangen.
Sein langsames Ende begann bereits 1732 mit dem Bau des Sperberhaier Dammes und dem Bau des oberhalb von Altenau verlaufenden Dammgrabens (dunkelblau), der das zur Verfügung stehende Aufschlagwasser für die Kehr- und Kunsträder zunehmend dem Clausthaler Bergbau (Burgstätter Zug - Wilhelmschachtgefälle) zuführte.

Auf der Karte von Quensell aus dem Jahr 1800 finden sich die Sammel- und Aufschlaggräben aber noch.

>> Der Altenauer Bergbau ging um auf dem den Nordteil der Stadt westöstlich querenden Schulthaler Zug und auf dem Schatzkammer Zug parallel zur südlichen Ortsausdehnung. Er hatte mit den dazugehörigen Pochwerken nur ein relativ kleines Versorgungssystem, das die Wasser des Bruchberg-Nordhanges mit dem Kleinen Okerteich und das des Tränketals mit dem Altenauer Hüttenteich nutzte.<<
Quelle:
Schmidt, Martin (1989): Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus; Bergisch-Glattbach, Seite 338.

Kartenausschnitt aus:: Quensell, Joh. Andr. Fr. (1800): HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221.
Hellblau koloriert die Gräben der Altenauer Wasserwirtschaft um 1800. Die Karte ist nicht genordet, oben ist hier Süden.

"Zum Altenauer Revier zählt ferner der Altenauer Hüttenteich. Er staut die Rothenbeek und versorgte einst die Altenauer Hütten.
Schon 1682 gebaut, ist er 1737 von Grund auf erneuert worden. Hierbei wurde die neue Bauweise angewendet, die das dichtende Rasenhaupt in die Mitte des Dammes legt...
Da der Altenauer Hüttenteich soweit talwärts liegt.... wurde er an den Grundeigentümer, die Staatsforst zurückgegeben.
Sein Wasser wurde im Kraftwerk Altenau genutzt."
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 42.

Kartenausschnitt aus:: Quensell, Joh. Andr. Fr. (1800): HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221.

Oberhalb des Altenauer Hüttengrabens, parallel zu dem noch höher verlaufenden Dammgraben, verlief der Polsterthaler Pochwerksgraben, der den Pochwerken im Polstertal Aufschlagwasser zuführte.
Über einen Fehlschlag am westlichen Ende des Sperberhaier Dammes konnte dem Graben Dammgrabenwasser zugeführt werden.
Dieser Graben wurde aber auch entgegen dieser Fließrichtung über den rechts im Bild befindlichen Fortuner Teich und über das "Schwarze Wasser" beaufschlagt.

Nachdem 1871 der Eisenhüttenbetrieb der 1794 in Altenau errichteten Eisenhütte wieder eingestellt werden musste, gingen auch die vier Pochwerke im Polstertal ein.

Der Fehlschlag 32, am westlichen Ende des Sperberhaier Dammes, mit dem die Wasser ins Tränketal und zum Polsterberger Pochwerksgraben fehlgeschlagen werden konnten, im Zustand von 2012.

1742 wurde der Dammgraben bis an das Schneidwasser verlängert, nahm damit zunehmend den im Altenauer Schulthal gelegenen Gruben das Aufschlagwasser weg und führte es dem Clausthaler Bergbau zu.



Kartenauschnitt aus:: Quensell, Joh. Andr. Fr. (1800): HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221.

>>Bald danach kreutzt der Graben das Schneidwasser. Das war seit der Communion-Verfassung von 1635 der neue Name für das den bisher "die Altenau" genannten Bach, der im Unterlauf zum "Schultal" geworden ist.
Die Communion-Verfassung regelte die Verhältnisse in den welfischen Harzlanden nach dem Aussterben der Wolfenbütteler Herzöge. Ihr Gebiet ging in die gemeinschaftliche Verwaltung (Communion) der erbenden Linien über.<<
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 29.

Kurz oberhalb der Fassung des Schneidwassers (Fehlschlag 22) erkennt man am östlichen Ufer den Ansatz eines weiteren alten Grabens, der vermutlich der zwischen dem Schneidwasser und dem Förster-Ludewig-Platz gelegenen Grube Englische Crone Aufschlagwasser zuführte.

>>Das nun folgende Stück des Dammgrabens hatte ebenfalls einen Vorläufer, der ein wenig tiefer lag.
Er ist als "Lilier Graben" überliefert und war einer der ältesten Teile der Oberharzer Wasserwirtschaft. Als im Jahr 1710/11 die Grube Silberlilie auf alten Tagesstollen neu aufgemacht wurde, fand man, daß "die Alten dasselben schon wirklich einen rechten Graben von daher (dem Schneidwasser) gehabt hatten".
Die Reste dieses Grabens lassen sich vom Schneidwasser her, an der Grube "Altenauer Glück" vorbei, bis in die Schachthalden der "Silberlilie" verfolgen.
Bei der Erneuerung des Grabens 1711 konnte man das Wasser nur aus dem Schneidwasser herleiten und die weiter zurückreichenden guten Zuflüsse nicht anschließen. Das Schneidwasser war ja Grenze- "Schneede"- gegen den jenseits (rechts) liegenden "Communion Oberharz". Diesseits befand man sich im "Einseitigen (ehemals Grubenhagenschen) Oberharz. Erst nachdem die Hannoversch-Braunschweigischen Besitzverhältnisse im Harz 1788 neu geregelt waren, wurde es möglich daß der von Clausthal aus vorgetriebene Dammgraben die Grenze überschritt.
Nun fiel dem Dammgraben auch das Wasser von jenseits des Schneidwasers zu.<<
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 29-30.

Damit wurde den Altenauer Bergleuten das verbliebene Aufschlagwasser abgegraben.

Bild: Dammgraben am Förster-Ludewigs-Platz, Zustand 2010.

Obwohl Hugo Haase schreibt , dass der Dammgraben erst nach 1788 verlängert wurde, geht aus anderen Quellen hervor, dass dies bereits 1774 geschah. (Schmidt)
Jedenfalls traf man bei der Überschreitung des Schneidwassers mit dem Dammgraben auf die Vorgängergräben des Altenauer Bergbaus.
Besonders deutlich wird dies am Förster-Ludewigs-Platz. Hier nutzte man für den Bau des Dammrabens den vorhandenen Englisch-Croner-Graben.

>>Scheint es nicht, als ob diese Letzt beschriebene und etwas umständliche Grabenzüge (des Dammgrabens, Anm. des Verfassers) bestimmt wurden durch vorhandene ältere Vorlagen?
In diesem Bereich hat bereits der Altenauer Bergbau wasserwirtschaftliche Sammeleinrichtungen angelegt und hinterlassen.
Hier wurde 1720 von der Grube "Englische Krone" ein Graben gebaut, der Wasser aus dem Nabe- und Spritzental brachte. Es handelt sich dabei zweifellos um unseren Nabetaler Graben.
Im Jahr 1732 wurden"... durch Durchschnitte in dem Morast die über der Steilen Wand und am Bruchberge nach der Wolfswarte hinauf existierenden starken Brüche..." erschlossen und dem "Englisch-Croner-Graben zugeleitet. Möglicherweise finden wir hierin die Anfänge des Clausthaler Flutgrabens beschrieben.<<
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 28.

Quelle Schmidt: Schmidt, Martin (1989): Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus; Bergisch-Glattbach, Seite 355-364.

Bild: Dammgraben, Fassung der kleinen Oker (Fehlschlag 24), Zustand 2010.

>>Auf dem Weg (am Dammgraben, Anmerkung des Verfassers) zwischen Schneidwasser und kleiner Oker begegnen uns mancherlei Reste des Altenauer Bergbaus, die sich schon in den alten Grabennamen ankündigen. Man wir heute noch bei der Bevölkerung in Altenau Stimmen hören, daß ihr eigener Bergbau deshalb erliegen mußte, weil die "Clausthaler" durch den Bau des Dammgrabens das nötige Betriebswasser von Altenau entzogen hätten.
Zum Teil stimmt das; denn ein Antrag mehrerer Altenauer Gewerken auf Wiederaufnahme des Bergbaus im Schultal (Schneidwasser) lehnte das Bergamt Clausthal im Jahr 1820 ab. In der Begründung hieß es "daß es meistenteils an Aufschlagwassern fehlen dürfte, welche der Dammgraben jetzt faßt, und nur bei Flutzeiten missen könnte.

Unterhalb des Dammgrabens verblieben dem Altenauer Bergbau nur Restmengen, die aber nicht ausreichten, obwohl sie sorgfältig bewirtschaftet waren.
So trifft man noch am Mühlen- und Kunstberg Teile eines Grabens an, der 1740 angelegt war.
Er leitete die im einstigen Liliergraben vom Schneidwasser herangeführten und durch die Abfallwässer der Gruben "Altenauer Glück" und "Silberlilie" sowie durch das Lilierwasser (Tischlertal) vermehrten Wasser zum Kleinen Okerteich.<<
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 30.

Bild: Kleiner Okerteich, heute Altenaus Freibad, Zustand 2015.

>> Der kleine Okerteich war selbst durch Aufschlaggräben mit den Gruben "Rose" und "Schatzkammer" verbunden. Im Jahr 1715 ist der Kleine Okerteich gebaut, doch nach einem 1765 eingetretenen Dammbruch etwas oberhalb des alten Teichdammes im Jahr 1804 erneuert worden.
Heute dient er den Kurgästen von Altenau als Badeteich.
Auch die einstigen Wasserlösungsstollen der Altenauer Gruben lassen sich an den Mundlöchern noch auffinden, insbesondere der "Schultaler-Tiefe-Stollen unweit des Talausganges, an dem von 1718-1738 gebaut wurde.
In die gleiche Zeit fällt auch die Baugeschichte der unterhalb von Altenau in die Oker ausgehenden Stollen, wie der "Segen-Gotteser- Stollen" und der "Tiefe-Schatzkammer-Stollen".<<
Quelle:
Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 30.

Kartenausschnitt aus:: Quensell, Joh. Andr. Fr. (1800): HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221.

Gelb koloriert die Wasserlösungsstollen des Altenauer Revieres.

>>Zur Wasserlösung wurde 1718 der Schulthaler Stollen begonnen und bis zur Grube Altenaus Glück über 1740m aufgefahren, wo er 105m Teufe einbrachte.
Der Segen Gotteser Stollen, 1727 angesetzt, wurde bis zu den Gruben St. Andreas und Löwenburg auf 670m vorgetrieben und 1745 eingestellt.
Der Schatzkammer Stollen ist 1739/50 bis zur gleichnamigen Grube über 1520m hergestellt worden, wo er in einer Teufe von 67m einkam.<<
Quelle:
Schmidt, Martin (1989): Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus; Bergisch-Glattbach. Seite 338.

Bild: Einlaufmundloch zum Wasserlauf an der ehemaligen Silberhütte, Zustand 2016.

Mit der Einstellung der Altenauer Silberhütte 1911 und dem Abwurf der dazugehörenden Aufschlaggräben endete die Altenauer Wasserwirtschaft.
Der einzige Wasserlauf des Altenauer Revieres dient heute als Fledermausquartier.

Wenig beachtet fristet das Auslaufmundloch des Silberhütter Aufschlaggrabens ein Schattendasein.
(Zustand 12/2016.)

Die UNESCO-Welterbeanlagen der Altenauer Wasserwirtschaft.
Quelle:
Ministerium Wissenschaft und Kultur (2008): Antrag zur Eintragung der Oberharzer Wasserwirtschaft in die UNESCO-Welterbeliste; Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar, Hannover-Braunschweig, Ausschnitte aus Karten: IV-12; IV-13; IV-14; IV-18; IV-19; IV-20.

Quellen:

Kleine Chronik der Bergstadt Altenau; URL: www.altenau-oberharz.com/text/chronik.html Stand 01.01.2017.

Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld.

Schmidt, Martin (1989): Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus; Bergisch-Glattbach.

Quensell, Joh. Andr. Fr. (1800):Situations Carte von denen im Clausthalischen Bergamts Revier befindlichen Teichen, Wasserleitungen und Wasserfällen.; HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221.

Ministerium Wissenschaft und Kultur (2008): Antrag zur Eintragung der Oberharzer Wasserwirtschaft in die UNESCO-Welterbeliste; Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar, Hannover-Braunschweig.

Preussag AG (1963): Übersichtsplan der Betriebsanlagen; NLA HSTA BaCl Nds. 540 Acc. 2 Nr. 776.