Gräben im Odertal

Eyecatcher: Der Graben im Winter auf der "Hohe Tracht"

"Dem St. Andreasberger Bergbaugebiet genachbart, liegt östlich der Oder noch ein Teich im Brunnenbachtale.
Heute "Silberteich" genannt, entsandte der 1760 durch ein Unwetter zerstörte "St. Andreasteich", spätere "Brunnenbacher Teich", am Westhange des Tales einen Graben in das ehemalige Bergbaurevier des Odertales.
Von den zahlreichen Schacht und Stollenanlagen an "Stelzners Stieg" (der vom Oberbergmeister Stelzner, dem Erbauer des Tiefen Georg Stollens, seinen Namen führt) im Morgensterntal und Magdtgraben nutzten bis 1769 die beiden Gruben "Neue Weintraube" und "Grafenreichtums Zeche" die Aufschlagwasser.
Bis zu den Gruben im Magdgraben lässt sich der Graben in seinen Resten noch gut verfolgen."
Quelle:
Haase, Hugo (1976): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 4.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 98.

Der Damm des Silberteiches mit seiner Ausflut im Zustand von 2015.

Der Beginn des Kunstgrabens ca. 100m unterhalb des Silberteiches (Brunnenbacher Teich).

Die Gräben im Odertal, eingezeichnet auf einer Karte von Sandkuhl (1893) nach einem GPS-Track

Ursprünglich führte der Graben direkt über die rot eingezeichnete Verbindung, die heute noch im Gelände auffindbar ist, in den Magdgraben (Magdgrabtal).
Hier baute ab 1674 die Grube "Grafenreichthum" und von 1737-1769 die Zeche "Neue Weintraube".
Der carakteristische Parallelgraben entstand für die 1757 aufgenommenen Grube "Neuer Theuerdank & Verlegter Weinstock" zum Betrieb des dortigen Kunst u. Kehrrades.
In neuerer Literatur wird ein Verbindungsgraben östlich dieser Grabentrasse beschrieben, diese ist jedoch im Gelände nicht auffindbar.
Oben im Bild der Drecktaler Sägemühlengraben im Bereich St. Andreasberger Rinderstall, der vermutlich schon vor 1600 entstanden ist.

Am Schachtelkopf, von der Oder her, der 440m lange Kobaltgruber Graben von 1725/26.

Quellen:
Liessmann, Wilfried (2010): Historischer Bergbau im Harz, Ein Kurzführer. 3.Auflage: Berlin/Heidelberg, Seite 255-257.

Schmidt, Martin (1989): Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaues; 3. Auflage:Bergisch Gladbach, Seite 353.

Der Schleiftrog des Kunst- u. Kehrrades der Grube "Neuer Theuerdank & Verlegter Weinstock"

Vom Schleiftrog der ehemaligen Kunstradstube sind noch die parallelen Gräben für die Stangenkünste zum Antrieb der Pumpen und Förderseiltrommeln zu sehen. Direkt hinter den hohen Fichten befindet sich unterhalb die tiefe Pinge der Grube "Neuer Theuerdank & Verlegter Weinstock".

Viel ist nicht geblieben von der "Grafenreichthums Zeche", nur ein verbrochener Stollen in Bildmitte.

Die Halden der Grube "Neue Weintraube".
Links im Bild der zum Fledermausschutz aufgewältigte "Obere Stollen".

"Hierbei sei als ganz besondere Delikatesse des Harzbergbaus berichtet, daß die Urgeschichtsforschung (Dr. Nowothning, 1961) unter diesen Halden bronzezeitliche Bergbauspuren entdeckt hat.
Unterlegsteine aus Granit mit Einschlagdellen wie sie im Alpengebiet aus der Bronzezeit bekannt sind, wurden hier gefunden.
Der bronzezeitliche Bergmann hat sie beim Zerkleinern des erzhaltigen Stein verwendet. Lediglich das Kupfer war daraus und nahezu restlos gewonnen, um für den Bronzeguss verwendet zu werden.
Das sehr feine Pochgut lagert noch unter den späteren grobsteinigen Halden."
Quelle:
Haase, Hugo (1976): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 4.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, Seite 98.

Ebenfalls für den Fledermausschutz neu aufgewältigt wurde der "Mittlere Stollen" der "Neuen Weintraube". Dieser ist vom Wanderweg des Magdgrabtals gut zu sehen.

Im Odertal, direkt gegenüber der heutigen Wildbeobachtungsstation, befinden sich die Reste der Gruben am Schachtelkopf.
Dieses Revier wurde durch einen ca. 500m langen Kunstgraben aus der Oder, beginnend kurz oberhalb der nächsten Brücke, her versorgt.
Auch die Reste dieses Grabens sind im Gelände gut auffindbar.

"Etwa 100m oberhalb der Einmündung des Magdgrabtales erkennt man mit etwas geübten Auge am bewaldeten westlichen Hang des Schachtelkopfes zahlreiche alte Halden.
Sie zeugen von den Zechen Segen des Herrn, Kobaltsgrube, Segen Gottes und Silberburg, die hier zwischen 1673 und 1767 auf Silber und Kobalterze bauten. Der 127m tiefe Kobaltsgruber Tagesschacht und der 145m tiefe Segen des Herrn und Silberburger Gesamtschacht waren mit Pumpenkünsten ausgestattet, die durch einen 500m langen Kunstgraben von der Oder her mit Aufschlagwasser versorgt wurden."
Quelle:
Liessmann, Wilfried (2010): Historischer Bergbau im Harz, Ein Kurzführer. 3.Auflage: Berlin/Heidelberg, Seite 255.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der stetige Wechsel der Sprache. Während Haase noch vom "Magdgraben" (Tal) spricht, ist bei Liessmann, nur ein paar Jahre später daraus das Magdgrabtal geworden.

" Gegenüber der Kobaltsgruben, östlich der Oder, etwas versteckt im Fichtenwald, befindet sich das zugemauerte Mundloch des Tiefen Oder Stollens, der 1769-1783 und nochmals Anfang des 19. Jahrhunderts etwa 900m weit querschlägig in den Morgensternberg hineingetrieben wurde. Von den insgesamt 25 überfahrenen und untersuchten Erzgängen erwieß sich leider keiner als bauwürdig."
Quellen Text u. Grafik:
Liessmann, Wilfried (2010): Historischer Bergbau im Harz, Ein Kurzführer. 3.Auflage: Berlin/Heidelberg, Seite 254 u. 255.

Der Tiefe Oderstollen ist neben den auf der Grafik erkennbaren Gruben im Morgensterntal und den schon beschriebenen Gruben im Magdgraben Fledermausquartier. Er wurde von der Nationalparkverwaltung wieder geöffnet und ist heute mit einem Edelstahlgitter verschlossen.

Alle beschriebenen Bereiche liegen heute in der Kernzone des Nationalparks Harz und sind nur noch Jagtberechtigten sowie zu wissenschaftlichen Zwecken zugänglich.
Vom interessierten Wanderer dürfen die Bereiche nicht besucht werden da im Nationalpark Harz Wegegebot herscht.

Quellen;
Liessmann, Wilfried (2010): Historischer Bergbau im Harz, Ein Kurzführer. 3.Auflage: Berlin/Heidelberg.

Haase, Hugo (1976): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 4.Auflage: Clausthal-Zellerfeld.

Gesamt "Uebersichtskarte von der Wasserwirthschaft des nordwestl. Oberharzes".
Oberbergamtsmarkscheider Sandkuhl, HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 997. 172MB!!